
Wie schwer ist ein Glas Wasser? Und was hat das mit unseren Gedanken zu tun?
Stellen Sie sich vor, ich halte ein Glas Wasser in der Hand. Was denken Sie – wie schwer ist es?
Vielleicht 300 Gramm? Vielleicht 500 Gramm? Die genaue Zahl spielt eigentlich keine Rolle. Entscheidend ist nicht, wie schwer das Glas ist, sondern wie lange ich es halte.
- Halte ich es nur für einen kurzen Moment, wird es mich kaum belasten.
- Halte ich es einige Minuten, spüre ich die Anspannung in meinem Arm.
- Halte ich es mehrere Stunden, beginnen Schmerzen.
- Halte ich es den ganzen Tag, wird mein Arm irgendwann taub, und ich breche vor Erschöpfung zusammen.
Das Glas hat sich nicht verändert – doch die Belastung, die es verursacht, wächst mit der Dauer.
Und genau so ist es mit negativen oder belastenden Gedanken.
Ein negativer Gedanke, der kurz vorbeizieht, hat kaum Einfluss auf unser Wohlbefinden. Bleibt er jedoch für längere Zeit in unserem Kopf, beginnen wir, Stress zu spüren oder fühlen uns " irgendwie nicht gut." Halten wir ihn über Tage, Wochen oder sogar Monate fest, wird er zur psychischen Last, die uns lähmen, krank machen oder emotional belasten kann. Unsere Gedanken beeinflussen unsere Emotionen – und diese wiederum unser Verhalten. Ein einziger Satz wie „Ich bin nicht gut genug“ kann ganze Verhaltensketten auslösen: Rückzug, Unsicherheit, Gereiztheit, Frust. Das Fatale: Viele dieser Gedanken laufen automatisch ab. Sie wurden vielleicht in der Kindheit geprägt oder stammen aus früheren Erfahrungen. Sie erscheinen wie Wahrheiten – sind aber gelernt, nicht gegeben.
Die gute Nachricht: Wir sind ihnen nicht ausgeliefert.
Sie sitzen am Steuer – nicht Ihre Gedanken
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass wir nichts gegen unsere Gedanken tun können. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wir können lernen, unsere Gedanken zu beobachten, zu hinterfragen und zu verändern. In der kognitiven Verhaltenstherapie nennt man das kognitive Umstrukturierung. Dabei geht es darum:
- Automatische Gedanken zu erkennen
- Sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen
- Und sie durch hilfreichere, gesündere Gedanken zu ersetzen
Ein Beispiel:
Ihr Chef kritisiert Ihre Arbeit. Spontan denken Sie: „Ich kann nichts.“ Doch wenn Sie diesen Gedanken bewusst wahrnehmen, können Sie ihn hinterfragen:
Stimmt das wirklich? Was spricht für diese Aussage? Was dagegen?
Was würde ich einer guten Freundin / Freund in dieser Situation sagen?
Mit etwas Übung können Sie so lernen, bewusstere und stärkende Gedanken zu entwickeln – und sich nicht länger von alten Mustern steuern zu lassen.
Fazit: Anders denken ist lernbar
Wie das Glas Wasser, das nur bei dauerhaftem Halten zur Last wird, sind es unsere eigenen Gedanken, die uns belasten – nicht die äußeren Umstände allein.
Lernen Sie, Gedanken loszulassen, bevor sie zu schwer werden.
Beobachten Sie, was Sie denken – und erinnern Sie sich daran:
Sie sind der Chef. Nicht Ihre Gedanken.