Immer wenn Johanna nach Hause kommt, begleiten sie die gleichen Gedanken: „Meine Hände sind so schmutzig und voller Keime, dass ich schwer krank werde und sterben muss.“
Um sich von dem Gedanken zu befreien, wäscht sich Johanna immer wieder die Hände. Sie erkennt, dass die eigenen Gedanken sinnlos bzw. übertrieben sind, kann sich aber nicht dagegen wehren. Die Gedanken kommen immer wieder und belasten sie stark. Um Entlastung zu bekommen, wäscht sie die Hände.
Dies ist die sogenannte Zwangshandlung, die den Gedanken neutralisieren soll. Das funktioniert in den meisten Fällen aber nur kurzfristig.
Zwangsgedanken sind bildhafte Vorstellungen oder Impulse, die sich den Betroffenen einfach aufdrängen und sich häufig wiederholen. Oft sind Themen, wie Gewalt, Sexualität, Schmutz oder Ordnung Thema der Gedanken. Zwangsimpulse verursachen den Drang, etwas Bestimmtes zu tun. (z. B. jemanden zu verletzen) Die Betroffenen verspüren eine große Angst davor, dem Impuls zu folgen. Um den Zwangsgedanken zu entkommen, entlasten sich die Betroffenen durch Zwangshandlungen. Johanna wäscht die Hände. Das Händewaschen erfolgt immer einem Ritual entsprechend. Macht Johanna einen Fehler, muss sie immer wieder von vorne beginnen. Das ständige Waschen empfindet sie als sinnlos und störend und zeitraubend.
Zwangsgedanken und Handlungen lassen sich am besten therapieren, je früher der Betroffene Hilfe sucht. Dabei hat sich die Verhaltenstherapie als sehr wirksame Methode bewährt. In Verhaltensprotokollen werden die auslösenden Situationen, die daraus folgenden Zwangsgedanken und -handlungen notiert und dann während der Therapiesitzung analysiert. Zusätzlich erhält der Klient Informationen zur Entstehung der Erkrankung und wie sie aufrechterhalten wird.
Im sogenannten Habituationstraining ruft der Klient sich die Zwangsgedanken ins Bewusstsein und lernt, diese auszuhalten, ohne die Zwangshandlung auszuführen. Der X-Prozess hilft dabei entscheid, die Anspannung gehen zu lassen.
In einem zweiten Schritt wird betrachtet, welche Funktionalität die Zwangsgedanken haben. Oft verdecken sie andere belastende Gedanken (z. B. geringes Selbstwertgefühl), die sichtbar werden, wenn der Zwangsgedanke wegfällt. Diese ursächlichen Gedanken und Muster werden dann entsprechend der piKVT bearbeitet.
Ob Psychopharmaka unterstützend eingesetzt werden, entscheidet der Facharzt. Nicht immer ist eine medikamentöse Therapie notwendig, häufig aber unterstützend sinnvoll.