Progressive Muskelrelaxation (PMR) – das Stiefkind der Entspannungsverfahren?
Progressive Muskelrelaxation (PMR) – das Stiefkind der Entspannungsverfahren?
Häufig treffe ich auf folgende Aussage zur progressiven Muskelentspannung: „Habe ich schon mal versucht, ist aber nichts für mich.“
Die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen ist ein von den Krankenkassen anerkanntes Therapieverfahren. Dies allein ist schon ein Indiz, dass die Wirksamkeit der Methode erwiesen ist. Es gibt genügend wissenschaftliche Studien, die dies ebenfalls beweisen.
Dennoch ist sie das Stiefkind der heute gängigen Entspannungsmethoden. Woher kommt das?
Ein großer Teil der „Entspannung-Suchenden“ kommt im therapeutischen Gruppensetting in Kliniken oder Rehakliniken zum ersten Mal mit PMR in Kontakt. Dort ist es auf wenige Trainingseinheiten angelegt – möglichst viele Patient:innen sollen in möglichst kurzer Zeit eine wirkungsvolle Entspannungsmethode erlernen. Vom Ansatz her grundsätzlich richtig. Jedoch wird dabei häufig vergessen, dass das Körperbewusstsein und das Spüren einzelner Körperregionen bei den meisten Patient:innen verloren gegangen ist und erst wieder erlernt werden muss. Wie sollen solche Patient:innen plötzlich 16 verschiedene Muskelgruppen spüren und auch noch differenziert anspannen und entspannen können? Ähnlich verhält es sich bei Teilnehmern von klassischen Präventionskursen. Es ist zu vermuten, dass die Teilnehmer schlichtweg überfordert sind und deshalb auch zu Hause zwischen den Einheiten nicht üben, geschweige es nach dem Kurs fortführen.
Das Erlernen von Entspannung ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem es darum geht, Körperbewusstsein zu entwickeln, Bedürfnisse des Körpers zu erkennen und bewusster damit umzugehen.
In meinen Kursen zum Erlernen der progressiven Muskelentspannung lege ich deshalb besonderen Wert darauf, die Methode nachhaltig zu vermitteln. Die Teilnehmer:innen lernen durch verschiedene Übungen, ihren Körper wahrzunehmen und im Alltag achtsamer zu werden. Dazu kommt in jeder Trainingseinheit das schrittweise Einüben der progressiven Muskelentspannung einzelner Körperregionen. Parallel vermittle ich das notwendige theoretische Wissen zum Thema Stress und Entspannung. Auf diese Weise versuche ich eine Überforderung meiner Teilnehmer zu verhindern und einen dauerhaften Trainingserfolg zu erzielen. Die Einheiten bauen aufeinander auf und am Ende sind die Teilnehmer in der Lage, zu Hause, zwischendurch oder z.B. in der Arbeitsumgebung mit Hilfe der progressiven Muskelrelaxation zu entspannen und Stress abzubauen. Trainingserfolge führen letztlich dazu, PMR auch nach dem Kurs fortzuführen.
Bei einem kontinuierlichem (progressivem) Training gelingt es zunehmend, die Muskelsinne zu schärfen, Muskelverspannung im Alltag zu vermeiden und bei Verspannung Spannungsminderungen zu erzeugen.
Also nur Mut! Auch wenn Sie es schon einmal versucht haben, vielleicht ist es ja doch IHRE Entspannungsmethode…
Nächster Kursstart: 11.11.2021, 17.30 Uhr