Wenn Perfektionismus krank macht

Die Basis des Perfektionismus ist ein Selbstwertkonzept, welches leistungsorientiert ist.

Doch was versteht man eigentlich unter Selbstwertkonzepten? Der Selbstwert ist der Wert, den man sich selbst zuschreibt. Dieser Wert, wird an den eigenen (bewussten oder unbewussten) Regeln und Kriterien bemessen. Wenn die Einhaltung der Regeln und Maßstäbe zu leid führen, dass eigentlich nicht nötig wäre, spricht man von einem Selbstwertproblem.

Der Perfektionist und sein Selbstwertkonzept

Der Perfektionist knüpft seinen Selbstwert überwiegend an Leistung.  Das heißt, es wird sehr viel Energie und Kraft dafür verwendet, bestimmte Leistungen zu erreichen bzw. die eigenen Regeln und Kriterien dauerhaft zu erfüllen.  Der Perfektionist fühlt sich nur dann besonders wertvoll, wenn alles optimal und fehlerfrei erledigt wird. 

Das erscheint zunächst als ziemlich menschliches Verhalten, denn wer macht schon gern Fehler und trägt die Konsequenzen dafür? Der Perfektionist will jedoch immer fehlerfrei sein, auch wenn keine Konsequenzen zu befürchten sind. Oft steht die Leistung dafür in keinem Verhältnis zu der investierten Energie und dem Ergebnis. 

Für den Perfektionisten bedeutet die Nichterreichung seiner festgelegten Ziele ein persönlicher Wertverlust, selbst wenn der Fehler minimal und vernachlässigbar ist. 

Oft werden zur Bewertung die eigenen Leistungen mit denen Anderer verglichen. Das können z. B. Leistungen bestimmter Personen oder Personengruppen sein. Glaubenssätze wie z. B. "Wer mehr leistet, ist auch mehr wert" bzw. im Umkehrschluss "Wer Fehler begeht, ist weniger wert" sind häufig verankert und lösen negative Emotionen aus, sobald das Ziel nicht erreicht wird.

Wann macht das leistungsorientierte Selbstwertkonzept krank?

Oft sind die gesteckten Ziele oder Kriterien unerreichbar bzw.  unrealistisch. So funktioniert es z. B. selten, dass der leistungsorientierte Kollege gleichzeitig auch der Beliebteste ist. Wenn Beliebtheit ( z. B. "Ich darf nie abgelehnt werden.") aber auch eine Rolle neben der Leistungsorientierung spielt, wird dies zum Problem - eine Selbstabwertung läuft automatisch, weil nicht Beides gleichzeitig zu erreichen ist.  es entsteht Leidensdruck. Ein Problem, welches u. a. viele Frauen haben, ist die Unvereinbarkeit des Wunsches einen perfekten Job zu machen und eine perfekte Mutter sein. Häufig leiden deshalb gerade Frauen unter einer Selbstwertproblematik, die nicht selten zum Burnout oder zu Depressionen führt.

Je unerreichbarer, widersprüchlicher oder pauschaler die zu erreichenden Kriterien sind, umso höher ist die Gefahr schwerwiegende, negative psychische Konsequenzen zu erfahren.

Was tun?

Oft gelingt es nicht ohne Hilfe, die eigenen Maßstäbe oder Glaubenssätze zu hinterfragen. Zum Einen, weil sie oft im Unbewussten ablaufen und nur die negativen Emotionen spürbar sind.  Zum Anderen aber auch, weil die gesetzten Ziele so verinnerlicht wurden ( z.B. durch Erziehung), dass sie nicht mehr hinterfragt werden. 

Hier kann die kognitive Verhaltenstherapie ansetzen. Das Ziel ist, die pauschale Bewertung aufzulösen und differenzierter zu betrachten. 

Ein Beispiel: Der Perfektionist denkt, "Nur wenn ich der Beste bin, bin ich etwas wert.". Es ist ein unrealistisches Ziel, immer der Beste zu sein. Welche Kriterien legen fest bzw. müssen erfüllt sein, um der Beste zu sein? Während der Therapie definiert der Klient diese Kriterien und beurteilt anschließend, welche für ihn realistisch erreichbar sind und welche nicht. Ziel ist es, die pauschalisierte Betrachtungsweise abzulegen und Situationen differenzierter zu betrachten und zu bewerten. Anschließend kann der Klient prüfen, welches Kriterium änderbar ist, welchen Aufwand das bedeutet und ob es den Aufwand wert ist.

Ist der Aufwand zu hoch, lernt der Klient zu akzeptieren, dass das Kriterium nicht veränderbar ist.

Die beeinflussbaren Kriterien können jedoch bearbeitet und verändert werden. Das führt dann zu einem positiveren Selbstbild und somit auch zu mehr Wohlbefinden hin zu psychischer Gesundheit.

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